Er hat lange darauf gewartet, aber seine Beharrlichkeit und Entschlossenheit brachten schließlich das Ergebnis: Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha Prometeon WorldSBK) steht zum ersten Mal im Jahr 2023 wieder an der Spitze eines Rennens. Mit zwei Siegen am Sonntag gelang es dem Weltmeister von 2021, den Rückstand in der Gesamtwertung von 95 Punkten vor dem zweiten Rennen auf 70 Punkte zu verkürzen, nachdem der WM-Führende Alvaro Bautista (Aruba.it Racing - Ducati) in der ersten Runde in Kurve 3 gestürzt war. 

Zu Beginn der Superpole über zehn Runden hatte Razgatlioglu Mühe, seinen Teamkollegen Andrea Locatelli zu überholen und fiel auf den dritten Platz zurück, als Bautista kurz vor der Hälfte der Strecke in die Variante Bassa einbog. Bautista schoss bei der Anfahrt zu Turn 2 vor 'Loka' und ließ das Yamaha-Duo auf den Plätzen zwei und drei zurück. Trotz eines Überholversuchs in Kurve 7 kam die  #54 an Razgatlioglu nicht dorbei und schüttelte am Ausgang der Kurve den Kopf. In der Variante Alta fuhr er jedoch auf P2 und machte sich an die Verfolgung der #1. In der vorletzten Runde übernahm er in der dramatischen Piratella-Kurve die Führung, und obwohl Bautista sein Bestes gab, blieb Toprak an der Spitze. 

In Rennen 2 stürzte Bautista in Runde 1 von 15 (die Renndistanz wurde aufgrund der hohen Temperaturen verkürzt) und überließ Razgatlioglu, Axel Bassani (Motocorsa Racing) und Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team WorldSBK) das Feld. Razgatlioglu führte das Rennen an, doch zur Halbzeit zauberte Bassani ein Lächeln auf die Gesichter der Zuschauer, als er sich an die Spitze setzte, obwohl er sich nicht lange gegen Razgatlioglu wehren konnte. Der türkische Star setzte den Italiener in den nächsten Runden unter Druck, bevor er ihn in Runde 12 in Rivazza überholte und seinen ersten Sieg im Hauptrennen der Saison 2023 einfuhr.

Über seinen Kampf in der Superpole sagte der 102-fache Podiumsplatzierte: "Das größte Problem in der Superpole war, dass mein Armaturenbrett nicht funktionierte. Die Knöpfe haben nicht funktioniert und es so aus, als würde die Elektronik nicht funktionieren. Ich war also voll in Schräglage, ohne Elektronik! Ich habe versucht mich etwas in das Motorrad hineinzufühlen, aber in einigen Kurven rutschte ich ein komisch. Ich passte mich bei der Schräglage an, und machte das Gas nur sehr langsam auf! Schließlich habe ich doch noch einen sehr guten Job gemacht und bin Schritt für Schritt an Alvaro herangekommen. Ich überholte ihn in Turn 9, weil ich ihn dort jede Runde beobachtete und er etwas langsamer war. Ich dachte: 'OK, jetzt muss ich überholen', denn für mich ist es besser, wenn ich allein an der Spitze fahre. Ich denke, mein Plan hat gut funktioniert, aber ich bin mehr als 100% gefahren!"

Für den 26-Jährigen war es trotzdem ein Wochenende zum Feiern, denn er holte in Rennen 1 mit Platz 2 seinen 100. Podestplatz in seiner Karriere, bevor er in einem sensationellen Showdown in der letzten Runde des Tissot Superpole Race seinen Hauptkonkurrenten abwehrte. Dann nutzte 'Stoprak' den Vorteil von Bautistas frühem Ausscheiden und machte den Sack mit dem 36. Sieg seiner Karriere (und dem ersten Yamaha-Rennsieg auf dieser Strecke) zu. Es war auch sein 20. Podestplatz in 21 Rennen, ein neuer Rekord für Razgatlioglu persönlich seit den Rennen zu Beginn der Saison. 

"Ich bin sehr glücklich, dass ich dieses Jahr endlich gewonnen habe! Ich habe auf diesen Moment gewartet, also danke an mein Team, das an diesem Wochenende einen unglaublichen Job gemacht hat. In jeder Session haben wir das Motorrad verbessert, aber es tut mir auch leid für Alvaro, aber so ist der Rennsport, man versucht sein Bestes zu geben. Es ist das erste Mal, dass er gestürzt ist. Danach hatte ich einen Plan, ich wollte kein Risiko eingehen. Ich bin Axel gefolgt und in den letzten drei Runden habe ich ihn überholt und ein gutes Tempo vorgelegt. Generell bin ich sehr zufrieden mit diesem Wochenende! Es ist das erste Mal, dass Yamaha an einem Wochenende in Imola gewonnen hat, und ich liebe diese Strecke auch. Es war sehr heiß an diesem Wochenende und ich gratuliere allen dazu. Ich denke, es war ein sehr gutes Wochenende, denn jeder hat echten Rennsport gesehen! Die Meisterschaft ist noch nicht vorbei; ich fahre wie zuvor, ich konzentriere mich nur auf den Sieg."

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